Ich selbst nutze die Familienaufstellung häufig in meinem Praxisalltag, um Zusammenhänge herzustellen zwischen dem persönlichen Leid eines Patienten und dem Leid anderer Familienangehöriger. Zum besseren Verständnis der „Systemik“ bitte ich den Patienten, er möge sich zunächst ein Mobile vorstellen, an dem vier Generationen hängen. Ich erkläre ihm, dass sich das Generations-Mobile im Gleichgewicht befindet, solange jeder der dazugehörigen Menschen einen Platz im System hat, denn alle Menschen sind ja gleichwertig. Befinden sich nun in dem Mobile des Patienten solche Menschen, die keinen Platz haben, deren Leben und Existenz – aus welchen Gründen auch immer – verschwiegen oder bestritten wird, dann bringen diese das fein schwingende Gebilde in eine Schieflage – es gerät aus dem Gleichgewicht.
„In jedem System gibt es eine bestimmte Ordnung“, beschrieb bereits in den 1980er Jahren der Familientherapeut Bert Hellinger. Hochgelobt und viel kritisiert, bereicherte er auf jeden Fall die systemische Familientherapie mit seinen Ansätzen und gilt als Begründer der Familienaufstellung. Dieses Modell nutzt vor allem die Tatsache, dass es bestimmte Gesetzmäßigkeiten gibt, die für jedes Miteinander gelten – besonders für jedes familiäre System. So haben beispielsweise die Frühgeborenen Vorrang vor den Spätgeborenen. Es geht chronologisch der Reihe nach. Dieser Betrachtung folgend, sind Kinder grundsätzlich den Eltern nachgeordnet, gleichgültig auf welche Generation wir schauen. Alle Menschen, die jemals dem System zugeordnet waren, beispielsweise ehemalige Partner, haben ebenfalls Vorrang vor denen, die nach ihnen dazugestoßen sind. Weiter gilt, dass Männer und Frauen gleichwertig sind. Das hört sich in Ihren Ohren vielleicht selbstverständlich an, war es aber die längste Zeit der Geschichte nicht und ist es in manchen Ländern real auch heute noch nicht. Hellinger geht auch davon aus, dass alles, was in einem System entweder gar nicht „gesehen“ oder sogar ignoriert wird, die Tendenz hat, auf sich aufmerksam zu machen. Ebenso, wie unsere Seele ihre Bedürfnisse über unseren körperlichen Zustand abbildet, verschaffen sich verstoßene, verbannte oder in der Verschwiegenheit abgestellte Störungen früher oder später wieder Gehör über die Abbildung im System. Der Körper und das System sind also gleichermaßen eine Projektionsfläche. Das Familiensystem ist normalerweise ebenso wie das Körpersystem in einem inneren Gleichgewicht. Ist dieses gestört, versucht das gesamte System, es wiederherzustellen. Wenn wir es also mit einem Ungleichgewicht in uns selbst zu tun haben, kann ein differenzierter Blick in unser Familiensystem hilfreich sein, um die Ursache zu finden und zu behandeln.
Auszug aus dem Buch: "Fühle und gehe selbst! Leichten Schrittes zu mehr Wohlbefinden (Seite 65 ff).
Alexa Förster
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